24 Juni 2006

Die Kanaren bilden ein „spirituelles Zentrum“ für alternative Glaubensgruppierungen

Polizeiinterne Untersuchung bestätigt: Zahlreiche destruktive Sekten auf dem Archipel

Auf den Kanarischen Inseln und in der festlandspanischen Provinz Levante operieren spanienweit die meisten destruktiven Sekten und dubiose religiöse Vereinigungen. Prominenteste Beispiele der Vergangenheit waren die spektakuläre Auflösung der Gruppe um die Deutsche Heide Fittkau-Garthe (TM berichtete seinerzeit) und der auf Gomera ansässigen Gemeinde „El Cabrito“ (das Zicklein) unter der Leitung des Österreichers Otto Mühl. Die lokale Zeitung „ La Opinión de Tenerife” berichtete nun kürzlich über die Aktivitäten zweifelhafter religiöser Vereinigungen, nachdem sie Einblick in einen internen Bericht einer speziellen Informationseinheit der Nationalpolizei erhalten hatte.

Santa Cruz – Darin werden allein für Teneriffa mehr als 30 Sekten detailliert aufgeführt. Neben den rein informativen Daten wurden auch die von den Beamten beantragten Hilfsgesuche und Maßnahmen aufgeführt. So wurde beispielsweise die Unterstützung eines Psychologen gefordert, der auf die Umprogrammierung völlig abhängiger Anhänger spezialisiert ist. Auch weitere Informationen über die “Sukyo Mahikari” verlangte man. Die Sekte hat weitreichende Verbindungen zu der zerstörerischen japanischen Gruppierung der „Höchsten Wahrheit“, die durch das Gasmassaker in der Metro Tokios traurige Berühmtheit erlangte.

Die Polizeieinheit hält die drei auf Teneriffa beheimateten Satanistischen Gruppen mit insgesamt rund 120 Mitgliedern auf der Insel für am bedenklichsten. Ihre herausragensten Charakteristiken sind die sexuell sadistisch ausgerichteten Riten und Orgien. Gefolgt von den Vereinigungen, die zum Jahrtausendwechsel apokalyptische Theorien verherrlichen, und wie die Fittkau-Garthe den bevorstehenden Weltuntergang unter Bezugnahme des Johannisevangeliums oder der hinduistischen Zyklusdoktrin ankündigen. Mehr als 1.000 Anhänger werden hier derzeit vermutet. Mit geschätzten 1.200 Jüngern folgen die esoterisch ausgerichteten New Age Sekten. Ihre Theorien basieren auf dem Glauben an das Zeitalter des Wassermanns und eines neuen spirituellen Bewusstseins, das nach dem Fischezeitalter, welches die christlichen Religionen begründete, eingetreten ist.

Satanisten, Freimaurer, Esoteriker, alles ist vorhanden

Aber auch die traditionellen Strömungen christlicher Couleur, wie Evangelische Religionsgemeinschaften und Pseudokatholiken finden in dem Bericht Erwähnung. In der Regel beziehen sie sich auf die traditionell anerkannten Religionen und haben als Galionsfiguren selbsternannte Pastoren, in Rente befindliche Pfarrer oder Bischöfe. Hier schätzt die Polizei mehr als 3.000 Anhänger. Ihnen folgen die vergeistigten Gruppen orientalischer Färbung, die unter der Flagge des Buddhismus, Taoismus oder Hinduismus segeln. Die Anhängerschaft wird auf Teneriffa mit etwa 600 Personen beziffert. Auch die Freimaurer fehlen mit etwa 100 Anhängern auf den glücklichen Inseln nicht. Sie neigen zu hermetischer Abgrenzung der Mitglieder unter strengem Reglement. Zahlenmäßig werden sie von Vereinigungen, die unanerkannten medizinischen Theorien folgen unterboten. Diese Sekten verfechten Theorien zur Heilung durch reines Beten bis hin zu komplexen medizinischen Vorgängen ohne wissenschaftliche Untermauerung.

Als äußert bedenklich werden auch Gruppierungen aufgeführt, die sich derzeit in Gründung befinden, wie die Sekte „Eckankar“ und die „Schwesternschaft der Aura Belzebubs“ oder die Scientologen, die mit etwa 8.000 Anhängern beziffert werden. Die Behörden beobachten die Sekten mit Argusaugen und verfügen über differenzierte Informationen über deren Aktivitäten. So konnten die Verschandelungen der Kirche von Medano einer radikalen Gruppe mit Sitz in den Höhenlagen von Arona zugeordnet werden. Die Mitglieder hatten unter Leitung ihres deutschen Führers in dem Gotteshaus eine Bibel verbrannt und die Wände mit Davidsternen, der Teufelszahl 666 und den Worten „Satan“ und „Antichrist“ verziert. Unter dem Decknamen „Aktion Sonne“ wurde das Sektenquartier per Helikopter beobachtet. In dem Bericht tauchen neben den Namen der Anhänger auch Informationen über die Runensymbolik auf, die sich sogar auf den Autokennzeichen wiederfanden. Auch Heide Fittkau Garthe wurde bereits bei den Zusammenkünften nahe den Pyramiden von Güimar observiert. Die Beamten wussten so schon vorher von den finalen Plänen der Sektenführerin in den Cañadas.

Auch die Bruderschaft vom Sonnentempel blieb nicht unbemerkt. Bis hin zur genauen Flugnummer kannten die Ermittler der Guardia Civil, die Reisepläne des Anführers Leopoldo Francisco Cabrera Gil. Nur der gebürtige Tinerfeño ahnte bei seiner Abreise am 01.10.1994 nach Genf, dass er nie wieder auf “seine” Insel zurückkehren würde. Die berüchtigten „Niños de dios“ wurden in dem Zusammenhang nicht erwähnt. /es

2 Kommentare:

Hans Kolpak hat gesagt…

Auf den Kanaren und an der spanischen Mittelmeerküste tummeln sich nicht nur viele Deutsche, sondern auch deren Sektenkultur. Warum auch nicht? In Spanien ist es wärmer und das Leben anders als in Deutschland, vielleicht lockerer, unbeschwerter.

Die deutschen Zeugen Jehovas dort rekrutrieren sich aus etlichen Unternehmern und Ruheständlern mit einem elitären Geist. Es hat etwas, vom kalten regnerischen Deutschland entwischt zu sein und zudem noch die besseren sekteninternen Karrieremöglichkeiten zu nutzen.

Was hätte Friedrich Schiller dazu angemerkt? Vielleicht seinen Spruch "Freiheit kann man einem Menschen zwar lassen, aber nicht geben." ? Wer weiß?

Ist es nicht merkwürdig, wie stark Menschen an ihren Gewohnheiten haften?

Da hört sich jemand monatelang oder jahrelang das fuselige Gesabbel der Zeugen Jehovas an, bis sein Gehirn weich ist für einen nächsten Schritt. Tatsächlich ist der Einstieg in die Sekte mit Erfolgserlebnissen verbunden und mit dem befriedigenden Gefühl, neue Lebenshorizonte erobert zu haben. Matschbirne sagt man dazu.

Genauso geschieht es mit der Selbstüberwindung. Stolz darauf, das Beschäftingung-Programm der Wachtturm-Gesellschaft teilweise bewältigen zu können, wird selbst geistiger Schrott zu etwas Wertvollem. Darin erreichen Zeugen Jehovas die Hochkultur von Messies, die Abfälle gut sortiert und verpackt aufheben.

Mit jedem Gedanken, mit jedem Gegenstand, mit jedem Zeitabschnitt erhöht sich der Wert eines solchen Lebens ins Unermessliche. Damit aufzuhören, wäre das Eingeständnis, verkehrt gelebt zu haben. Also wird die Illusion aufrechterhalten, koste es, was es wolle, selbst das Leben ist vor dieser Seuche nicht gefeit.

Diese Menschen haben sich schrittweise selbst eingesperrt und den Schlüssel ihres Gefängnisses verschluckt. Meist bleibt er in einer Ausbuchtung des Mastdarmes stecken wie in zähem Lehm, der durch Wassermangel aushärtet.

Ich kann diesen Menschen die Freiheit lassen, so weiterzuleben, aber ich kann sie nicht davon abhalten, ein solch abgeschottetes Leben zu führen.

Ist das nicht entsetzlich anzuschauen?

Hans Kolpak
Biß der Woche

No~Nombre hat gesagt…

Hallo Hans, Matschbirne ist wohl ein guter Ausdruck, der dem Ausdruck mitgehangen mitgefangen wohl nahe kommt - es gleicht dem Verlust des Gewahrseins und einer inneren Übereinstimmbarkeit, die derjenige wohl nicht mehr finden möchte oder kann. Abgabe von Verantwortung? Gewohnheiten bringen Sicherheit, lieber Hans!

Ich bin davon überzeugt, dass man jederzeit diesen Schlüssel, wie du es so wundervoll beschreibst, wieder finden kann, jederzeit!

Liebe Gruesse Buddhaswife